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Ricinus communis - Wunderbaum

Ricinus communis - Wunderbaum

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Ricinus communis ist die einzige Pflanzenart der monotypischen Gattung Ricinus, die zur Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae) gehört. 
Im Mittelalter war die Bezeichnung für Ricinus communis auch cataputia (maior) bzw. „Springwurz“.
Von der Industrie und in den Medien wird Ricinus auch als Castorpflanze bezeichnet. Ricinussamen werden in der deutschen Sprache auch Castorbohnen genannt.

Der Name stammt von dm lateinischen Wort „ricinus“ und bedeutet „Laus“ bzw. „Ungeziefer“, da die Form der Samen an vollgesogene Zecken erinnert.

Woran erkennt man Ricinus communis?
Nach Form, Größe und Bestachelung der Früchte und Form, Größe und Farben der Samen sowie nach der Stärke der Bereifung von Spross und Blättern werden 16 Varietäten des Ricinus unterschieden.
 
Ricinus ist eine sehr schnell wachsende Pflanze. Unter optimalen Bedingungen erreicht sie innerhalb von drei bis vier Monaten eine Höhe von 5 m oder mehr.
In den Tropen wächst Ricinus als mehrjährige Pflanze, in den gemäßigten Klimazonen als einjährige krautige Pflanze. Unter tropischen Bedingungen kann sie nach mehreren Jahren eine Wuchshöhe von bis zu 13 m erreichen. Dabei verholzt der Stamm. Die  Laubblätter sind wechselständig und haben eine Größe von 30 bis 70 cm. Sie sind glänzend und grün, bei einigen Sorten auch rötlich bis tief-purpurfarben (s. Bild 1). Die Blattstiele  sind lang und fünf- bis elflappig handförmig. Ricinus blüht von Juli bis Oktober. Dabei bilden sich große, endständige rispenförmige Blütenstände. Die Pflanze ist einhäusig getrenntgeschlechtig und die eingeschlechtigen Blüten sind unscheinbar und grüngelb.
Daraus bilden sich rotbraune, mit weichen Stacheln besetzte, dreifächerige Kapselfrüchte, in denen sich rötlichbraun-marmorierten, bohnenförmigen Samen befinden.

Wo findet man Ricinus communis
Ricinus communis ist ursprünglich in Nordost-Afrika und dem Nahen Osten beheimatet. Seine ursprünglichen Vorkommen liegen in Äthiopien, Eritrea und Somalia. Als Kulturflüchtling hat Ricinus communis sich mittlerweile in allen tropischen Gebieten verbreitet. In gemäßigten bis subtropischen Gebieten hat sich Ricinus communis als Zierpflanze eingebürgert und ist daher auch vereinzelt verwildert. Solche Vorkommen wurden in Belgien, Österreich, den Niederlanden und in der Schweiz beobachtet. In Deutschland sind es überwiegend Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Berlin-Brandenburg und Schleswig-Holstein. Rizinus ist eine sehr wärmeliebende Pflanze und bevorzugt daher einen sonnigen Standort. Der Boden muss gut durchlässig (Sand) und sehr nährstoffreich sein. Es wird daher empfohlen, den Boden mit einem Langzeitdünger aufzuwerten. Bei Pflanzung im Topf benötigt die Pflanze sehr viel Wasser. Ab und zu kann zusätzlich etwas Flüssigdünger gegeben werden. So gezogen kann der Rizinus Höhen über 3 Meter erreichen, allerdings ist er nicht winterhart.

Wie wirkt Ricinus
Die Verwendung des Wunderbaumes als Medizinal- und Ölpflanze findet sich bereits um 1552 v. Chr. im ältesten erhaltenen medizinischen Text aus dem alten Ägypten, dem Papyrus Ebers. Außerdem wurden in ägyptischen Gräbern Samen der Pflanze gefunden. Ricinusöl findet Verwendung als Abführmittel. Es ist Bestanteil entsprechender Fertigpräparate. Als raffiniertes Ricinusöl wird es auch für Injektionszwecke eingesetzt und ist Bestandteil von Augentropfen. Äußerlich wird es in Zubereitungen bei Hauterkrankungen angewandt, unter anderem zur Abdeckung bei Fissuren. Oft ist Ricinusöl Bestandteil kosmetischer Präparate und dient in der Technik als Gleit- und Schmiermittel. Zur Behandlung von Warzen diese mehrere Wochen mehrmals täglich mit Ricinusöl einreiben. Sie sollten kleiner werden und mit der Zeit verschwinden. Ricinussamen werden hauptsächlich zur Gewinnung von Ricinusöl verwendet. Aus dem Presskuchen gewinnt man Ricinuslipase, die in der Fettverarbeitung eingesetzt wird. 

In der Homöopathie finden als Ricinus communis HAB 34 Arzneimittel aus den reifen Samen bei Durchfallerkrankungen Anwendung.

Ricinus ist stark giftig. Daher nur in verschriebenen Fertigpräparaten oder homöopathisch anwenden. Als homöopathisches Mittel erst ab D4! 
In der Schwangerschaft und von Kleinkindern darf Ricinusöl als Abführmittel nicht eingenommen werden. Herzpatienten, die Digitalispräparate einnehmen, sollten bei der Einnahme von Ricinusöl auf ihren Kaliumspiegel achten. Bei Darmverschluss und Entzündungen im Gastrointestinaltrakt ist Ricinusöl kontraindiziert.

Zusammengefasst die Anwendungsgebiete für Ricinus
 

  • Abführmittel
  • Hautpflege
  • abführend
  • erweichend
  • entzündungshemmend
  • wurmaustreibend
  • Abszesse
  • Augenentzündung
  • Eiterbeulen
  • Geschwüre
  • Hauterkrankungen
  • Insekten
  • Pickel
  • Schuppen
  • Verstopfung
  • Warzen
  • Weheneinleitung
  • Würmer 

Welche Wirkstoffe enthält Ricinus
Ricinussamen - Sie enthalten zu 42 bis 55 % fettes Ricinusöl, Proteine (darunter Lectine wie das hochtoxische Glykoprotein Ricin (etwa 1 bis 2 %), ferner Alkaloide wie Nudiflorin, Ricinidin und Ricinin. Letzteres ist ein Biomarker für Ricinus communis.
Ferner sind ätherisches Öl und Bitterstoffe enthalten. 
Ricinusöl - Die Hauptkomponente ist mit 70 bis77 % Triricinolein (s. Bild 4 ), das Triglycerid der ungesättigten Ricinolsäure. Ihr Anteil an der Fettsäureverteilung liegt bei 85-90 %.

Formel

Welche Teile der Pflanze werden verwendet
Ricini oleum - (syn. Oleum Castoris, Oleum Palmae Christi, Oleum Ricini). Das Ricinusöl (syn. Castoröl, Kastoröl) wird aus den Ricinussamen durch Pressen ohne Wärmezufuhr erhalten. Es ist farblos bis leicht gelblich, transparent, zähflüssig und brennbar. Es schmeckt mild, aber dennoch unangenehm und wirkt stark abführend.
Ricini semen - (Semen Cataputiae majoris, Semen Palma-Christi, Semen Ricini).
Die Ricinussamen (syn. Castorsamen, Purgierkörner) sind die reifen Samen der Pflanze.

Verschiedenes
Die Ricinuspflanze wird schon seit mindestens 6000 Jahren angebaut. Dies belegen Grabbeigaben und schriftliche Dokumente wie der Papyrus Ebers aus Ägypten. Dort wurde das Samenöl in der Medizin, für Schmuck und Kosmetika sowie als Brennstoff für Öllampen genutzt. Im Papyrus Ebers, dem größten Buch zur Heilkunst im Alten Ägypten, wird beschrieben, dass bei einem Mann durch das Kauen eines Samens und das Herunterspülen mit Bier „alles herauskommt, was in seinem Bauch ist“.

Im antiken Griechenland wurde das Öl zunächst nur für äußere Anwendungen verwendet.
Erst Ende des 18. Jahrhunderts wurde festgestellt, dass das Öl in der Karibik innerlich als Abführmittel eingesetzt wurde, ohne dass die Menschen sich damit vergifteten. Dann setzte sich der Einsatz als Abführmittel durch: 1-2 Esslöffel Ricinusöl auf nüchternen Magen einnehmen, die Wirkung setzt nach etwa 3 Stunden ein. Heute wird Ricinusöl allerdings nur noch selten als Abführmittel eingesetzt. Der Schwerpunkt des Einsatzes liegt vielmehr in der Industrie für Produkte wie Kosmetika, Farben, Schmiermittel, Fasern und Papier.

Noch ein Hinweis zur Geburtenkontrolle: In Nepal nehmen Frauen eine Woche nach Menstruationsbeginn eine Woche lang je einen Ricinussamen pro Tag als empfängnisverhütendes Mittel.

 

Dr. rer. nat. Frank Herfurth - Heilpraktiker, Dozent, Lebensmittelchemiker
Ostlandstr. 53a, 
50859 Köln, 
Email: fh@herfurth.org 

 

 

 

Beitragsbild "Ricinus communis - Wunderbaum" mit KI erzeugt - https://gamma.app/de