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Panax ginseng - Ginseng

Ginseng

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Ginseng ist eine Pflanzenart aus der Familie der Araliengewächse (Araliaceae). Sie kommt hauptsächlich wildwachsend in Gebirgs- und Waldregionen in Nordkorea, Nordostchina und im Südosten von Sibirien (Ussuri-Gebiet) vor. Zur Gewinnung der Wurzeln als Basis für die Erzeugung von medizinisch-pharmazeutischen Produkten wird sie in Nordchina, in der Mandschurei, in Korea und Japan kultiviert. In neuerer Zeit erfolgt ein Anbau auch in den USA, Russland und der Ukraine. Eine Ginsengwurzel aus Wildbeständen muss 150 bis 200 Jahre wachsen, bevor sie geerntet werden kann und den vollen Wirkstoffgehalt erreicht. Kultivierte Ginsengwurzeln werden bereits nach 7 Jahren geerntet, enthält aber deutlich weniger Wirkstoffe.

Der Name Ginseng kann mit „Menschenwurzel“ übersetzt werden, wahrscheinlich wegen des menschenähnlichen Aussehens der Wurzel.

Woran erkennt man Ginseng?

Ginseng ist ein ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von etwa 30 bis 70 cm erreicht. Die geerntete Ginsengwurzel besteht meist aus ein bis zwei Bündeln spindelförmiger oder zylindrischer Wurzeln. Der aufrechte Stängel ist rund und kahl und trägt langgestielte handförmige fünfzählige Laubblätter.

Die Unterseiten der Blätter sind kahl und auf den Oberseiten etwa 1 mm lang borstig behaart.

Jede Pflanze bildet endständig einen doldigen Blütenstand mit 30 bis 50 Blüten auf einem 15 bis 30 cm langen Blütenstandsschaft. Die Blüten erscheinen erst, wenn die Pflanze mindestens 3 Jahre alt ist.  Daraus entstehen weiße, bei Reife scharlachrote, zweisamige erbsengroße kugelige, elliptische oder nierenförmige Steinfrüchte.

 

Wie wirkt Ginseng?

Die Ergebnisse diverser Studien zeigen, dass die Ginsengwurzel relevante antioxidative Eigenschaft besitzt. Allerdings ist dazu eine Tagesdosierung von 2 g erforderlich.

Es hat sich auch gezeigt, dass die Wurzel die antioxidativen Abwehrmechanismen gesunder Personen verstärken kann, daher wird Ginseng als potenzielles Antioxidans empfohlen.

 

In kontrollierten klinischen Studien konnte gezeigt werden, dass Ginseng die Stimmung heben kann und die körperliche und geistige Leistung steigert. Ferner wurden die Rekonvaleszenz und etliche weitere verschiedene andere Stoffwechselparameter, wie die Immunreaktion, positiv beeinflusst.

 

Die adaptogene Wirkung wird von der Schulmedizin kontrovers diskutiert. Für die adaptogene Wirkung (Prophylaxe gegen Stressfaktoren physikalischer, chemischer oder biologischer Art) werden v. a. die Ginsenoside verantwortlich gemacht, die aber teilweise entgegengesetzte Wirkung haben: einige sind blutdrucksteigernd und stimulierend, andere wiederum sind blutdrucksenkend und beruhigend.

 

In der traditionellen ostasiatischen Medizin werden Wurzelzubereitungen seit Jahrtausenden zur Steigerung der Lebenskraft und Erlangung eines hohen Alters hoch geschätzt. Die Rote Ginsengwurzel ist in Japan offizinell! Um diese zu erhalten, wird die Wurzel vor der Trocknung 2-3 Stunden mit heißem Wasserdampf behandelt, wodurch sie sich rot färbt, glasig hart wird und einen höheren Ginsenosidgehalt aufweist, da die glykosikabbauenden Enzyme durch die hohen Temperaturen (120-130 °C) denaturiert werden.

 

Ginsengwurzel wird daher inzwischen weltweit zur körperlichen und geistigen Leistungssteigerung bei Schwäche- und Erschöpfungszuständen (Tonikum), bei Müdigkeit und Konzentrationsmangel sowie in der Rekonvaleszenz eingesetzt. Es wird eine erhöhte Anpassung an körperlichen und psychischen Stress erreicht.

 

Die Ginsengwurzel wird in der Volksmedizin zur Stärkung bei Schwächezuständen aller Art eingesetzt, wie beispielsweise bei allgemeiner Körperschwäche und drohendem Kollaps, Appetitlosigkeit oder vermindertem Appetit, Abmagerung nach langer Krankheit, Angstzuständen mit Herzklopfen und Schlaflosigkeit, Impotenz und Unfruchtbarkeit bei Frauen, Herzversagen und kardiogenem Schock sowie bei Neurasthenie, Neuralgie, Hypotonie und depressiven Zuständen.

 

Im 20. Jahrhundert wurde der Ginseng aufgrund seiner nachgewiesenen Wirkungen als Heilpflanze auch von der Hochschulmedizin anerkannt.

 

In der Homöopathie werden die getrockneten, unterirdischen Pflanzenteile zur Therapie von Erkrankungen des Zentralen Nervensystems, des Stütz- und Bewegungsapparates, der männlichen Geschlechtsorgane sowie in Phasen der Genesung nach durchstandener Krankheit verwendet. Weitere Anwendungen erfolgen bei rheumatischen Erkrankungen und Schwächezuständen.

 

 

Zusammengefasst die Anwendungsgebiete für Ginseng

 

  • tonisierend
  • stimulierend
  • herzstärkend
  • immunstimulierend
  • leistungsfördernd
  • adaptogen
  • antioxidativ
  • neuroprotektiv
  • antitumoral
  • antidiabetisch
  • entzündungshemmend
  • Anämie
  • Beruhigung des zentralen Nervensystems
  • Stärkung der Abwehrkräfte
  • Depressionen
  • allgemeine körperliche und geistige Belebung
  • Impotenz
  • Unfruchtbarkeit
  • Stärkung der Libido
  • Regulierung des Blutzuckerspiegels
  • Förderung der Wundheilung
  • Beschleunigung der Geweberegeneration
  • Anämie
  • Arteriosklerose
  • Gedächtnisschwäche
  • Nach Vergiftungen
  • Rekonvaleszenz
  • Wechseljahresbeschwerden
  • Appetitlosigkeit
  • Abmagerung
  • Nervenschmerzen
  • Schlaflosigkeit
  • kalte Glieder

Nebenwirkungen sind relativ selten. Bei längerer Anwendung und hoher Dosierung kann es zu Nervosität und Schlaflosigkeit, erhöhtem Blutdruck und Ödemen kommen. Daher sollten Ginsengextrakte nicht länger als drei Monate eingenommen werden.

 

 

Welche Wirkstoffe sind im Ginseng enthalten?

Zu den wichtigsten aktiven Inhaltsstoffen gehören Triterpensaponine (2-3 %, zuweilen bis 6 %), die als Ginsenoside bezeichnet werden. Die Wirkstoffe haben eine komplexe Struktur.

Beispiele sind 20(S)-Protopanaxadiol (als Aglukon), 20(S)-Protopanaxatriol (als Aglukon), tetrazyklische Dammaranderivate, pentazyklische Oleanolsäurederivate (Oleanolsäure (bzw. Dammarol), insgesamt bezeichnet als Ginsenoside, etwa 25 sind bekannt: Ginsenosid Rc, Ginsenosid Rb1 [s. Abb. 1], Ginsenosid Rb2, Ginsenosid Rg1 (Panaxosid A), Ginsenosid Rb0, Ginsenosid Rd).

 

Außerdem enthält die Ginsengwurzel geringe Mengen eines ätherischen Öls (Panacen) und Polyine wie Falcarinol und Panaxydiol sowie Polysaccharide (Zucker), Mineralstoffe (Natrium, Magnesium, Kalium, Calcium), Spurenelemente (u.a. Eisen, Zink, Selen), Vitamine (B12, Biotin, Folsäure, B1, B2, Pantothensäure) und essenzielle Aminosäuren. An phenolischen Substanzen wurden Salicylate und Vanillinsäure gefunden.

 

Welche Teile der Pflanze werden verwendet?

Als Arzneidroge wird die Ginsengwurzel (Ginseng radix) verwendet. Sie besteht aus den ganzen oder geschnittenen, getrockneten Wurzeln von Panax ginseng. Das Arzneibuch fordert einen Mindestgehalt einer Mischung von Ginsenosid Rg1 und Ginsenosid Rb1. Die Arzneidroge dient zur Herstellung von Pulvern, Tinkturen und ethanolischen Extrakten.

 

Je nach Herstellungsprozess erfolgt eine Unterscheidung in weißen und roten Ginseng. Weißer Ginseng wird an der Sonne getrocknet. Um roten Ginseng zu erhalten, wird Weißer Ginseng mit heißem Wasserdampf behandelt und anschließend getrocknet.

 

Die Droge wird hauptsächlich aus Korea und China importiert.

 

Anwendung

Ginseng wird in Form von den geschnittenen Wurzelscheiben, als Trockenextrakt und Tee angeboten. Außerdem wird die Wurzel in Kapseln, Tabletten, Dragees oder Pastillen verarbeitet. Extrakte aus dem Roten Ginseng haben üblicherweise einen deutlich höheren Gehalt an Ginsenosiden und sollten daher bevorzugt werden.

Die zerkleinerte Droge kann auch zerkaut werden. Daneben gibt es im Handel auch Ginseng-Schnaps.

 

Die mittlere Tagesdosis beträgt, wenn nicht anders verordnet, 1-2 g der Droge, maximal 3 g. Um eine therapeutische Wirkung zu erzielen, sollte die Tagesmenge an Ginsenosiden mindestens 10 mg betragen. In China sind beispielsweise weit höhere Dosierungen üblich.

 

Für die Zubereitung eines Ginseng-Tees werden 3 g der fein geschnittenen Wurzel (ca. 1 gestrichener Teelöffel) mit siedendem Wasser übergossen, 5-10 Minuten bedeckten stehengelassen und durch ein Teesieb gegeben.

Der Tee sollte 1–3-mal täglich 3-4 Wochen lang getrunken werden.

 

Billigere Ginseng-Fertigpräparate, besonders  wenn sie als Nahrungsergänzungsmittel angeboten werden, haben übrigens in der Regel einen zu niedrigen Ginsenosidgehalt!

 

Autor:

Dr. rer. nat. Frank Herfurth - Heilpraktiker, Dozent, Lebensmittelchemiker

Dr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker, Dozent, Lebensmittelchemiker
Ostlandstr. 53a, 
50859 Köln, 
Email: fh@herfurth.org 

 

 

Beitragsbild "Giseng" mit KI erzeugt.