Cinchona pubescens - Rote Chinarinde

Synonyme:
Cinchonarinde, Cinchona-Rinde, Cinchonae cortex, Chinae cortex, Chininrinde, Fieberrinde, Peruanische Rinde, Perurinde, Jesuitenrinde, Cinchona pubescens, Roter Chinarindenbaum, Cinchona cordifolia, C. succirubra, C. tucuyensis, Apothekerrinde
Chinarinde ist die deutsche Bezeichnung für die Rinde von Bäumen der Gattung Cinchona wie beispielsweise
- Cinchona rubescens
- Cinchona officinalis
- Cinchona succirubra
- Cinchona ledgeriana
Diese Bäume gehören zur Familie der Rötegewächse (Rubiaceae) und sind daher verwandt mit Kaffee, Waldmeister oder Morinda citrifolia (Noni).
Der Name hat nichts mit China zu tun und stammt wahrscheinlich vom Quechua-Wort kina-kina oder auch quina-quina und bedeutet „Rinde der Rinden“ als Bezeichnung für die Rinde des Roten Chinarindenbaums, die als Heilmittel gebraucht wird.
Die botanische Bezeichnung Cinchona geht auf die spanische Vizekönigin Gräfin Anna Condeza de Chinchón zurück, die 1638 an Malaria erkrankt war. Geheilt wurde sie durch ein Mittel, das ihr ein Jesuitenpater und Leibarzt des Vizekönigs verabreichte und das angeblich einen Extrakt des Chinarindenbaums enthielt.
Woran erkennt man die Rote Chinarinde?
Es handelt sich um einen mittelgroßen Waldbaum von 5 bis 15 m Höhe mit einer rundlichen und dichtlaubigen Krone. Der Stamm ist nicht besonders dick und hat einen Durchmesser von nur 15 bis 30 cm.
Die Äste stehen rechtwinklig ab und die jungen Zweige sind meist behaart.
Die großen elliptischen Blätter sind ganzrandig, ungeteilt und sind gegenständig an den Zweigen angeordnet.
Die Blütenrispen sind bis 35 cm lang und endständig angeordnet. Sie bestehen aus einer unscheinbaren, bis zu 2 cm langen hellrosa, seidig behaarten Kronröhre mit 5 abstehenden, behaarten (pubescens = behaart) Lappen, die von einem ebenfalls behaarten Kelch umgeben sind.
Die Frucht ist eine Kapsel mit geflügelten Samen.
Wo findet man den Roten Chinarindenbaum?
Die Heimat der ca. 24 Arten von Chinarindenbäumen sind Peru, Ecuador, Venezuela, Bolivien sowie Kolumbien und erstreckt sich bis nach Mittelamerika (Costa Rica, Panama).
Die Pflanze wächst in Höhen zwischen 600 und 3.300 m hauptsächlich in den Anden.
Chinarindenbäume werden besonders in Indonesien (Java), Indien, Sri Lanka, Afrika, Südamerika und Russland in Plantagen angebaut, meist als Hybriden. Die Hauptproduzenten sind dabei Indonesien und Zaire.
Wie wirkt die Rote Chinarinde?
Chinarinde besitzt einen hohen Chinin- und Chinidingehalt.
Sie wurde medizinisch vielfältig eingesetzt, besonders gegen Malaria.
Als weitere wichtige medizinische Einsatzgebiete gelten ein bitteres verdauungsförderndes Mittel zum Stimulieren der Magensäfte, nächtliche Beinkrämpfe, Darmparasiten und -protozoen sowie Herzrhythmusstörung und andere Herzbeschwerden.
In der Volksmedizin wird hauptsächlich die schmerzstillende, antibakterielle, antifungielle, antiseptische, adstringierende, verdauungsstimulierende, fiebersenkende, nervenberuhigende, ausgleichende und insektizide Wirkung genutzt.
Zusammengefasst die Anwendungsgebiete für Rote Chinarinde
- grippale Infekte
- Förderung der Magensaft- und Speichelsekretion
- Malaria
- Milzvergrößerung
- Muskelkrämpfe
- Muskelschmerzen
- Appetitlosigkeit
- Krebsleiden
- dyspeptische Beschwerden
- Blähungen
- Völlegefühl
- schmerzstillend
- Diabetes
- wehenfördernd
- haarstärkend
- fiebersenkend
- antibakteriell
- antifungiell/antimykotisch
- antiseptisch
- verdauungsstimulierend
- Magen-Darm adstringierend
- nervenberuhigend
- Nierenbeschwerden
- psychisch ausgleichend
- Höhenkrankheit
- Fieberanfälle
- Entzündungen der Atemwege
- akute Durchfälle
- Verdauungsschwäche
- Gallenkoliken
- (periodische) Kopfschmerzen
- allgemeine Entkräftung
- Schwäche
- Stärkungsmittel/Tonikum (Rekonvaleszenz)
- Schleimhautblutungen
- vorzeitiger Samenerguss
- Blutarmut
- Blähungen
- Erschöpfung
- Neuralgie
- Bronchitis
- Keuchhusten
- Schwindel (Morbus Menière)
- Gicht
- Herzjagen
- Gallenblasenbeschwerden
Äußerliche Anwendung:
- Hautverletzungen
- Geschwüre
Für die Wirksamkeit der genannten Anwendungsgebieten fehlen derzeit noch Belege.
In der Homöopathie kommt Cinchona succirubra HAB1 aus der getrockneten Rinde jüngerer Stämme und älterer Zweige zum Einsatz.
Welche Wirkstoffe enthält die Rote Chinarinde?
Chinarinde enthält etwa 30 bittere Chinolinalkaloide (4,5-15 %, v. a. Chinin [s. Abb. 1] (1-3 %), Chinidin (1-4 %), Cinchonin (2-8 %), Cinchonidin (= α-Chinidin) (1,25-8 %), Chinamin, Conchinamin, Hydrocinchonin, Hydrocinchonidin, Epichinidin, Epichinin, Chinicin, Heterochinin, Hydrochinidin, Hydrochinin, Paricin, Chininamin, Hydrochininamin, Cinchophyllamin, Isocinchophyllamin, Cinchophyllin, Succirubrin, Methylsuccirubrin, bittere Triterpenglykoside (Chinovoside), Triterpensaponine, Catechingerbstoffe (Catecholtannine), Gerbstoffvorstufen (Cinchonaine Ia/Ib) und Procyanidine (Cinchonain IIa, Phlobaphene („Chinarot“)), Chinasäure (6-Methoxycinchoninsäure) (5-8 %), Bitterstoffglykoside, Stärke und Calciumoxalate.
Die genaue Alkaloid-Zusammensetzung ist von der Art des Cinchona-Baums und dem Anbaugebiet abhängig. Daher wird bei pharmazeutischer Anwendung der Alkaloidgehalt auf einen bestimmten Chiningehalt eingestellt.
Welche Teile der Pflanze werden verwendet
Meist werden die getrocknete Stamm- und Zweigrinde und Wurzelrinde von 10-12-jährigen kultivierten Bäumen (Cinchonae succirubrae cortex, früher: Cortex chinae) verwendet.
Heute sind die meisten auf Plantagen angebauten Bäume Hybriden aus C. pubescens und C. officinalis (Gelbe Chinarinde).
Warnhinweise:
Chinin kann bei unsachgemäßer Anwendung zu ernsten Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Sehstörungen, Ohrensausen (Tinnitus), Herzrhythmusstörungen und allergischen Reaktionen führen. In hohen Dosen oder aber bei einer Überempfindlichkeit kann Chinin sogar lebensbedrohlich sein. Es wird daher geraten, vor der Anwendung eine ärztliche Beratung einzuholen. Als Kontraindikationen gelten Schwangerschaft, Überempfindlichkeit gegen Cinchona-Alkaloide wie Chinin oder Chinidin und das Vorhandensein von Magengeschwüren. Gelegentlich können nach der Einnahme chininhaltiger Arzneimittel Überempfindlichkeitsreaktionen wie Hautallergien oder Fieber auftreten. In seltenen Fällen kommt es zu einer erhöhte Blutungsneigung durch Verminderung der Blutplättchen (Thrombozytopenie). In diesen Fällen ist sofort ein Arzt aufzusuchen. Es kann bei gleichzeitiger Verabreichung durch Wirkungsverstärkung zu Wechselwirkungen mit Aspirin und anderen Antikoagulanzien kommen.
Verschiedenes
1790 führte Samuel Hahnemann einen Selbstversuch mit Chinarinde (Cinchona pubescens) durch, damals ein gängiges Mittel gegen Malaria. Dabei stellte er fest, dass er durch das regelmäßige Trinken einer Chinarindenabkochung die Symptome bekam, die für Malariapatienten typisch waren, obwohl er nicht an Malaria erkrankt war.
Er hat daraus den Schluss gezogen, dass die Chinarinde Malaria zwar bessert, zu stark dosiert jedoch genau deren Symptome hervorruft.
Er erprobte daraufhin auch andere Substanzen, die ebenfalls ein ähnliches Bild hervorriefen. Diese Erkenntnisse verallgemeinerte Dr. Hahnemann zu seinem Ähnlichkeitsprinzip der Homöopathie: similia similibus curantur.

Der Chinarindenbaum findet sich auf dem Wappen Perus heraldisch oben links [s. Abb. 2].
Der aus der Rinde gewinnbare rote Farbstoff kann in seiner Wirkung ähnlich wie der Naturfarbstoff Henna verwendet werden.
Das aus der Rinde extrahierte Chinin wird in Lebensmitteln als Bitterstoff von Tonic Water, einigen Likören, einigen kohlensäurehaltigen Getränken, Backwaren und Süßigkeiten verwendet. Die aus der Rinde extrahierten Chinin-Alkaloide werden bei der Herstellung von Haaröl, Shampoo, Sonnenöl, Insektiziden, als Vulkanisierungszusatzstoff in der Gummiindustrie und zum Behandeln bestimmter Metalle eingesetzt.
Autor:
Dr. rer. nat. Frank Herfurth - Heilpraktiker, Dozent, Lebensmittelchemiker
Ostlandstr. 53a,
50859 Köln,
Email: fh@herfurth.org
Beitragsbild "Rote-Chinarinde" mit KI erzeugt - https://gamma.app/de





