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Verwendung von Sildenafil bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Erektile Dysfunktion ist eine sehr häufig auftretende Störung, bei der die Fähigkeit, eine für einen zufriedenstellenden Geschlechtsverkehr ausreichend lange Erektion aufrechtzuerhalten, nicht (mehr) gegeben ist. Allein in Deutschland sind bis zu 6 Millionen Männer davon betroffen. In der Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen sind es rund 16 Prozent, bei den 70- bis 80-Jährigen über 53 Prozent. (Quelle: Ratiopharm

Die Ursachen sind vielfältig und reichen von Übergewicht, über Depressionen und Diabetes bis zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Um diese letzte Gruppe soll es in unserem nachfolgenden Beitrag speziell gehen.

Was ist Sildenafil?

Sildenafil ist der Wirkstoff in Viagra®. Es handelt sich hierbei um einen sogenannten PDE-5-Hemmer. Dieser bewirkt, dass ein bestimmter Botenstoff, der bei der Steuerung des Abfließens des Blutes aus dem Penis nach einer Erektion zuständig ist. Wird dieser Stoff gehemmt, kann das Blut länger im Penis verbleiben und zu einer stärkeren und längeren Erektion beitragen. (Quelle: DoktorABC)

 

Grundsätzlich war die Entwicklung des Wirkstoffs Sildenafil ein wahrer Segen für Millionen von Männern. Natürlich hat das Medikament aber auch Nebenwirkungen, die meistens in Form von Kopfschmerzen und Gesichtsrötungen auftreten. In seltenen Fällen können aber auch schwerwiegende Nebenwirkungen beobachtet werden.

Sildenafil und Nitrate

Nimmt ein Patient Nitrate ein, kann vielfach ein starker Blutdruckabfall auftreten. Angesichts dessen ist es kontraindiziert, Sildenafil bei Patienten anzuwenden, die lang wirksame Nitrate einnehmen oder kurz wirksame, nitrathaltige Medikamente verwenden.

 

Obwohl die Inzidenz gering ist, können bei bestimmten Risikopopulationen schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse, einschließlich erheblicher Hypotonie, auftreten. Menschen, die gleichzeitig organische Nitrate einnehmen, sind am meisten gefährdet. Medikamente mit organischem Nitrat werden häufig zur Behandlung der Symptome von Angina pectoris verschrieben. Wie es scheint, erhöht die gleichzeitige Verabreichung von Nitraten und Viagra® das Risiko einer potenziell lebensbedrohlichen Hypotonie deutlich.

 

Es wird empfohlen, Patienten, die ein akutes kardiales ischämisches Ereignis erleiden und innerhalb der letzten 24 Stunden Viagra eingenommen haben, keine Nitrate zu verabreichen, da es möglicherweise zu einem überstürzten Blutdruckabfall kommen kann.

 

Bei Patienten mit wiederkehrender Angina pectoris nach der Anwendung von Viagra® sollten andere nicht-nitrathaltige antianginöse Wirkstoffe, wie β-Blocker, in Betracht gezogen werden.

Sildenafil und sonstige Herz-Kreislaufbeschwerden

Patienten, die

  • an aktiver koronarer Ischämie leiden,
  • mit kongestiver Herzinsuffizienz und grenzwertig niedrigem Blutvolumen und niedrigem Blutdruckstatus zu kämpfen haben,
  • mit komplizierten, multidimensionalen, blutdrucksenkenden Therapieschemata und
  • die Medikamente einnehmen, die die metabolische Clearance von Sildenafil beeinflussen können

 

kann die Anwendung von Sildenafil potenziell gefährlich sein. Möglicherweise (hier fehlen noch wissenschaftliche Studien) kann auch die gleichzeitige Gabe von Antihypertensivum schwierig sein und sollte daher unter Vorbehalt verschrieben werden.

Was sind die kardiovaskulären Auswirkungen von Geschlechtsverkehr bei Menschen mit koronaren Herzkrankheiten?

Sehr häufig gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und eine erektile Dysfunktion Hand in Hand. Es ist davon auszugehen, dass bei einem großen Anteil der Männer, die an Erektionsproblemen leiden, auch eine koronare Herzerkrankung vorliegt. Da Nitrate zur Behandlung ungeeignet sind, muss gemeinsam mit dem Arzt eine andere Therapie gefunden werden, wenn die sexuelle Aktivität wieder aufgenommen werden möchte.

Geschlechtsverkehr ist wie zwei Etagen Treppensteigen

Je nach Stellung wurden bei Männern in einer Laborumgebung zwischen 110 und 127 Herzschläge im Mittel, mit Ausschlägen von bis zu 185, pro Minute gemessen. Ebenfalls von der Stellung und der Art der sexuellen Aktivität hängt der metabolische Aufwand und die Sauerstoffaufnahme ab. Hier wurden Werte von 2,5 bis 3,3 METS (metabolischen Äquivalenten) beim Koitus und während des Höhepunktes gemessen. Bei den kardiovaskulären Reaktionen gab es eine noch größere Bandbreite mit Werten zwischen  2,0 und 5,4 METS.

 

Zusammenfassend kann man feststellen, dass die körperliche Belastung während des Geschlechtsverkehrs in Etwa der Aktivität von ein bis zwei Etagen Treppensteigen entspricht.

Fazit

Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen müssen beim Geschlechtsverkehr einer deutlich größeren Belastung standhalten als unter Ruhebedingungen. Nitrate in Verbindung mit Sildenafil sind kontraindiziert und können unter Umständen zu ernsten Folgen führen. Wichtig ist, ein umfassendes Risikomanagement mit solchen Patienten zu durchlaufen, um auch mögliche weitere Risikofaktoren ausschließen zu können.

 

Text O. Pavel