DHS-Jahrbuch Sucht 2023: Glücksspiel nimmt in Deutschland ab
Die Glücksspielbranche ist ein wirtschaftlich bedeutendes Freizeitsegment in Deutschland. Schon immer steht die Branche im besonderen Fokus von Politik und Öffentlichkeit. Neue Produkte und Geschäftsmodelle aufgrund der Digitalisierung haben die Branche verändert und sowohl den Anbietern als auch der Politik neue Chancen und neue Herausforderungen beschert. Dabei ist zu beobachten, dass die Umsätze in landbasierten Spielbanken in den letzten Jahren immer weiter zurückgegangen ist, genauso wie die Umsätze von Lotterien. Gleichzeitig steigen aber die Umsätze im Bereich Sportwetten besonders stark und auch das Angebot von Onlinecasinos nutzen die Spieler vermehrt. Diese Zahlen hat die DHS, die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V., näher unter die Lupe genommen.
Glücksspielverhalten in Deutschland 2023
Im Jahr 2021 ist in Deutschland der neue Glücksspielstaatsvertrag in Kraft getreten. Die Regulierung des Glücksspielmarktes in Deutschland war längst überfällig und zeigte auch direkt Auswirkungen. Der jetzt legale Glücksspielmarkt hat im Jahr 2021 laut DHS Jahrbuch Sucht 2023 im Vergleich zum Vorjahr um knapp 15 Prozent höhere Umsätze erzielt. Dabei entfällt knapp ein Drittel auf das Sportwettensegment, was eine Vervierfachung der Umsätze gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Die DHS sieht den Hauptgrund für diese Entwicklung in der Legalisierung der Sportwetten.
Demgegenüber beobachtet das DHS Jahrbuch Sucht 2023 eine rückläufige Entwicklung in den Bereichen Spielbanken und Geldspielautomaten. Im Vergleich zum Vorjahr sind in diesen Segmenten die Umsätze um knapp 60 Prozent zurückgegangen.
Weniger Zocker
In Deutschland haben im laut DHS Jahrbuch Sucht weniger Menschen an Glücksspielen teilgenommen als noch im Vorjahr. Rund 30 Prozent der Menschen im Alter von 16 bis 70 Jahren haben sich mit Glücksspielen die Zeit vertrieben, 2019 waren es noch acht Prozent mehr. Dabei sind die Autoren des Jahrbuchs besonders an dem Bereich des Glücksspiels interessiert, bei dem das Suchtpotenzial besonders hoch ist, wie Spielautomaten, Sportwetten und Online-Casinos. In diesen Bereichen ist die Teilnahme im vergangenen Jahr gesunken.
DHS Jahrbuch Sucht
Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. bringt alljährlich das DHS Jahrbuch Sucht heraus. Es enthält die neusten Zahlen und Fakten zum Drogenkonsum in Deutschlang und bezieht sich nicht nur auf illegale, sondern auch auf legale Drogen. Damit will der Verein die Öffentlichkeit informieren, die Suchthilfe und die Sucht-Selbsthilfe unterstützen und die Suchtprävention stärken.
Doch wie passt das Zocken dazwischen? Spielen oder zocken ist keine Droge. Vielen Menschen gefällt es zu spielen, davon zeugen die zahlreichen Gesellschafts- und Computerspiele, die jedes Jahr verkauft werden. Dabei gibt es viele Spiele, die den Menschen dabei helfen, sich persönlich weiterzuentwickeln, bestimmte Fähigkeiten zu schulen. Zudem bringt Spielen auch einfach die Menschen zusammen. Es ist entwicklungsfördernd und kreativ.
Glücksspiel ist grundlegend anders. Beim Glücksspiel bestimmt meistens der Zufall über den Spielausgang und es wird um einen materiellen Einsatz gespielt, meistens Geld. Dabei entwickeln einige Menschen sogenanntes pathologisches Glücksspielverhalten. Als es noch keine Geldspielautomaten und Online-Casinos gab, war das scheinbar ein Randproblem. Mit den ersten Spielautomaten hat sich zwanghaftes Glücksspiel weiterverbreitet. Das Phänomen des Verlierens, Weiterspielens und Hoffens auf einen Gewinn endet fast immer damit, dass der Spieler mehr eingesetzt und verloren hat, als ursprünglich geplant. Das hat in vielen Fällen finanzielle Probleme und Verschuldung zur Folge. Dieses Verhalten gilt in Deutschland ebenfalls als Suchtverhalten und wird in speziellen Therapien entweder ambulant oder stationär behandelt.
Wann ist Glücksspiel in Deutschland erlaubt?
Im Internet finden sich unzählige Anbieter für Online-Glücksspiele. Allerdings sind die wenigsten in Deutschland legal. Wenn ein Online-Casino seine Dienste ganz legal in Deutschland anbieten will, braucht es eine gültige, deutsche Glücksspiellizenz. Diese vergibt die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder, kurz GGL.
Offiziell gibt es nur 28 Anbieter für legale Online-Casinos in Deutschland, die virtuelle Automatenspiele, auch Online-Slots genannt, anbieten dürfen. Bei Online-Poker gibt es sogar nur vier Anbieter, die bisher dafür eine Genehmigung erhalten haben. Die anderen Anbieter, die sich auf dem deutschen Markt tummeln, sind immer noch illegal tätig. Es gibt langsam aber sicher immer mehr legale Anbieter, die mit einer staatlichen Lizenz Online-Glücksspiele anbieten dürfen.
Die Schwierigkeit für die Spieler besteht darin, die legalen von den illegalen Online-Casinos zu unterscheiden. Verbraucherschutzverbände raten den Spielern daher, sich ausreichend zu informieren, bevor sie bei einem Anbieter Geld einsetzen.
Strengere Richtlinien sorgen für mehr Sicherheit für die Spieler
Ein Online-Casino mit deutscher Lizenz muss strengere Richtlinien befolgen und auch für ausreichenden Spielerschutz sorgen. Die Spieler haben im Gegensatz zu den illegalen Anbietern einen rechtlichen Anspruch auf Auszahlung im Gewinnfall. Diese strengen Richtlinien sind die Folge des neuen Glücksspielstaatsvertrags, den die Länder im Oktober 2020 gemeinsam beschlossen haben und der seit Juli 2021 in Kraft ist. Einheitliche Regelungen sollen für eine bessere Regulierung des Glücksspielmarktes sorgen.
Die Anbieter müssen hohe Anforderungen erfüllen, wenn sie eine deutsche Glücksspielkonzession erhalten wollen. Wenn sie die Lizenz bekommen, dürfen sie Glücksspiele und Online-Slots in ganz Deutschland anbieten.
Zum Spielerschutz ist im neuen Glücksspielstaatsvertrag zum Beispiel ein Einzahlungslimit festgelegt. Jeder Spieler darf nicht mehr als 1.000 Euro pro Monat einzahlen. Dass Spins an virtuellen Spielautomaten selbstständig starten, ist nicht mehr erlaubt. Total gibt es 30 Regelungen, die dem Spieler- und Jugendschutz dienen. Die Anbieter müssen jede einzelne davon einhalten, wenn sie eine deutsche Glücksspiellizenz erhalten wollen.
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Text Regina A.
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